13.7.06

IKA-Lehrer und Gesundheit

Während Jahren habe ich in Informatikzimmern mit bis zu 25 Geräten und Bildschirmen gearbeitet. Es waren Röhrenbildschirme. Oft waren die Zimmer nicht grösser als normale Unterrichtsräume in unserem Schulhaus. Noch heute haben wir teilweise an unserer Schule 25 PCs in normal grossen Unterrichtsräumen.

Die Frage der gesundheitlichen Gefährdung habe ich mir persönlich immer wieder gestellt. Bekanntlich strahlen Röhrenbildschirme vor allem auf der Rückseite. Ob diese Strahlung erheblich oder unerheblich ist – darüber streiten sich die Wissenschafter. In vielen Artikeln lese ich, dass nicht die Strahlung, sondern die geballte Ladung an Elektrosmog in einem solchen Zimmer gesundheitsschädigend sei. Die grosse Wärme , die sich in solchen Zimmern durch Aufheizung der Geräte entwickelt, sei nur nebenbei erwähnt. Ich verzichte auf irgendwelche Links, im Internet findet man dazu Hunderte von Abhandlungen.

Vor einigen Jahren musste ich darum kämpfen, in einem unserer Informatikzimmer die ersten Flachbildschirme anzuschaffen. Ein 15-Zoll-Bildschirm kostete damals Fr. 1600.–. Den ersten Antrag lehnte unsere Berufsbildungskommission ab. Unser damaliger Rektor fragte mich nach der Sitzung der Kommission in vorwurfsvollem Ton, was ich da wohl bei der Budgetierung überlegt hätte. Erst mein persönliches Gespräch mit einem Mitglied der Kommission brachte die Wende. Der Ehegatte dieses Kommissionsmitgliedes führt eine Arztpraxis. Und nach Rücksprache mit ihm, war es diesem Mitglied möglich, ihre Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen, dass dieses Geld für die Gesundheit der Lernenden aber vor allem auch für die Gesundheit der Lehrkräfte gut eingesetzt war. Später konnte ich an unserer Schule erreichen, dass bei Erweiterungsbauten die Informatikzimmer wesentlich grösser gebaut wurden als normale Schulzimmer. Ich bin überzeugt, dass ich damit einen Beitrag zur Gesundheit der Lernenden und der Lehrkräfte geleistet habe.

In Schulräumen geht der Weg eindeutig Richtung Wireless. Und die Strahlung? Gefährdet sie unsere Gesundheit? An einzelnen Schulen konnte die geplante Einrichtung von Wireless im Schulhaus gestoppt werden, weil sich Lehrkräfte und Eltern dagegen gewehrt haben. Sparen und gesundheitliche Überlegungen passen leider nicht immer zusammen. Viele Politiker geben wohl meist dem Sparen den Vorzug.

Ich behaupte, dass die Belastung eines IKA-Lehrers weit über der Belastung anderer Lehrerkategorien liegt. Dies liegt an der ständigen Auseinandersetzung mit der Technik. Die Strahlung, der Elektrosmog sind nur ein Teil dieser Belastung, andere Faktoren spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Ich hatte drei Kolleginnen, die IKA (früher Informatik, Textverarbeitung) an der Berufsschule in Luzern unterrichteten. Sie tun dies nicht mehr. Alle drei sind etwa 15 Jahre vor der Pensionierung gestorben. Ich behaupte nicht, dass der ausserordentlich frühe Tod einen Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit gehabt habe, das wäre oberflächlich. Trotzdem kann ich gelegentlich solche Gedanken nicht einfach unterdrücken.

«Rauchen schadet der Gesundheit»

So steht es auf den Zigarettenpackungen.

«IKA-Unterricht schadet der Gesundheit»

Müsste man diesen Satz vielleicht an der Schulzimmertür anschlagen?


Über andere ausserordentliche Belastungen eines IKA-Lehrers äussere ich mich in einem nächsten Blog.

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2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Lieber Kollege,

auch ich unterrichte seit mehr als 5 Jahren ausschließlich in Computerräumen. Ich teile mit dir deine Ansicht, dass es mit Sicherheit gesündere Arbeitsumgebungen gibt!

Aber auf Anfrage, ob ich eine Gefahrenzulage erhielte, erntete ich von meinem Arbeitgeber (Regierung Niederbayern) nur ein müdes Lächeln.

Geld ist keins da. Und die Tatsache, dass ich hoffentlich nächstes Jahr Flachbildschirme in meine Unterrichtsräume bekomme mildert die Belastung lediglich nur bezüglich der Röntgenstrahlung.

Auch die Weichmacher in den Kunststoffen sind ein großes Risiko. Die Gehäuse dampfen derart aus, dass man nur mit offenem Fenster unterrichten kann. Das ist dann im Winter wie Sommer (nämlich zu kalt oder zu warm) immer wieder mal eine Auseinandersetzung mit meinen Schülern wert.

Naja, hoffentlich sieht meine Lebenserwartung besser aus wie die meiner Vorgängerin. Die starb an Krebs!

Gesundheit und liebe Grüße

25 Juli, 2006  
Blogger beat said...

Hallo Mike

Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag und liebe Grüsse aus der Schweiz nach Niederbayern.

Beat Hinnen

30 Juli, 2006  

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