15.7.06

Lärm, Staub, Brett vor dem Kopf, Bluescreen, E-Learning

Herr Hinnen

  • «Ich kann mich nicht anmelden»
    "Kunststück, wenn Sie einen Leerschlag zu viel eingetippt haben"
  • «Ich weiss mein Passwort nicht mehr»
    "Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie sich das Passwort unbedingt merken müssen. Ich werde es nachher auf Educanet wieder ändern – Aber bitte: Nie mehr vergessen! Aufschreiben! Nein, Entschuldigung – Passwörter nie aufschreiben! – Na, schreiben Sie es trotzdem auf!"
  • «Mein Bildschirm zeigt kein Bild»
    "Sie müssen halt den Bildschirm einschalten"
  • «Mein Bildschirm zeigt immer noch kein Bild»
    "Wechseln Sie den Platz, ich schaue später"
  • «Ich sehe Ihre Demos nicht»
    "Oh, dieses MasterEye! – warten Sie, ich versuche Sie anzupingen. Geht nicht? Bei Carmen auch nicht. Achtung: Ich muss die ganze Anlage neu aufstarten!" (Leises Stöhnen der ganzen Klasse – wegen des Computerlärms jedoch kaum hörbar.)
  • «Ich kann meine Datei nicht auf Laufwerk G: speichern».
    "Da hat eine Ihrer Kolleginnen (meistens wäre die männliche Form zutreffender) den Netzstecker aus der Buchse gezogen. Habt Ihr nichts Gescheiteres zu tun?"

Bis vor einigen Jahren hatte ich für den Korrespondenzunterricht zwei
Schulräume zur Verfügung, einen Computerraum und ein normales Unterrichtszimmer. Der Unterricht im normalen Schulzimmer war für mich immer Schokolade. Ich liebe Schokolade und leider sieht man das auch.

Der Umgang mit der Technik in einem Computerraum ist für gewissenhafte Lehrkräfte enorm belastend. Nicht nur, weil die Technik immer wieder Probleme bereitet. Es sind Hunderte von Störfaktoren, die ständig auftreten. Ein grosser Teil der Unterrichtszeit geht wegen der Technik verloren:

  • Hauptschalter im Zimmer einschalten
  • Warten bis endlich auch der letzte der Klasse den Startknopf gedrückt hat
  • Aufstarten des Betriebssystems abwarten
  • Probleme beheben
  • Login der Schüler - Warten, bis der Server die Benutzeranmeldung akzeptiert hat
  • Probleme beheben
  • Kontrollieren ob alle Schüler am Videoverbund angemeldet sind
  • Probleme beheben
  • Schauen, wer sich alles hinter einem Bildschirm versteckt (von Augenkontakt in einem Informatikraum kann keine Rede sein, mein Bereichsleiter wird das sicher bei seinem Schulbesuch berücksichtigen!)
  • keine Probleme beheben
  • Internet frei schalten
  • Probleme beheben
  • Daten aus der Mailbox in die Schule herunterladen (Files von Hausaufgaben). Glücksgefühle zeigen, wenn das Internet funktioniert und bei der Swisscom nicht wieder ein Router ausgefallen ist. Sonst ist die Lektion sowieso im Eimer.
  • Probleme beheben
  • Lösungen suchen, wenn es irgendwo nicht klappt, z. B. der Drucker nichts ausspuckt –Papierstau, Toner zu Ende (nach der Lektion unbedingt Formular ausfüllen! Wozu wurde eigentlich E-Mail erfunden?)
  • PC mit MasterEye sperren
  • Probleme beheben
  • Lernziele bekannt geben
  • Keine Probleme beheben
  • Irgendwann beginnt dann mal ein Unterricht oder ein Arbeiten der Schüler
  • Das ganze Prozedere am Schluss wieder in umgekehrter Reihenfolge
  • 20 Minuten Technik, 25 Minuten Unterricht!
  • 25 Computer, deren Lüftungen (Prozessorlüfter, Netzteillüfter usw.) einen ständigen Lärmpegel verursachen. Wenn intensiv gearbeitet wird, läuft dann der Lüfter plötzlich auf Hochtouren und bei diesem ständigen Grundlärm solltest du den Schülern Stoff vermitteln.
  • 30 Grad Hitze im Schulzimmer, wohl verstanden im Winter bei abgeschalteter Heizung, vom Sommer reden wir gar nicht.
  • Staub aufgewirbelt durch den Elektrosmog
  • Ach heute müssen die Schüler ja den Lehrer beurteilen – Also: Kein Computer, Schokoladetag!

Eigentlich mag ich gar nicht weiter erzählen. Lehrer werden nach ihrer Ausbildung bezahlt – Punkt. Die Belastung im Unterricht spielt keine Rolle – Punkt. Eine wissenschaftliche Untersuchung würde mich interessieren.

Was ist ein Leertischler? Dazu mehr im nächsten Blog. Schauen Sie rein!

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Lieber Beat
'Genau so isses', war mein erter Gedanke. Ich versuche es mit Humor zu nehmen, funktioniert nicht ganz immer. Tja, die Freuden und Leiden einer IKA-Lehrkraft.

06 September, 2006  

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