29.6.06

Macht PowerPoint dumm?

Wie wäre es, wenn Christoph Blocher jeweils seine Albisgüetli-Rede mit einer PowerPoint-Präsentation unterstützen würde? Die rethorische Brillanz seiner Vorträge ginge restlos verloren. Auch wenn das vielleicht nicht besonders schade wäre, so ist es eine Tatsache, dass eine PowerPoint-Präsentation alles zerstören kann.

Bei Kommunikationsfachleuten ist PowerPoint als Präsentationshilfsmittel bei Vorträgen sehr umstritten. Einer der bekanntesten Kommunikationsberater, der im ganzen deutschsprachigen Raum Kurse zu horrenden Preisen durchführt, ist Matthias Pöhm. Er ist auch Verfasser von verschiedenen Büchern über Schlagfertigkeit. Vor einiger Zeit konnte ich einen faszinierenden Abend mit ihm erleben. Viele seiner Ansichten sind extrem und für mich nicht immer nachvollziehbar. Mit seinen negativen Äusserungen über PowerPoint hat er aber teilweise recht.

Entscheidend ist: Was will ich mit der Präsentation erreichen? In der Schulung hat die Präsentation zur Visualisierung des Unterrichtsstoffes bestimmt seine Berechtigung, sofern der Dozent über didaktische Cleverness vefügt. In den USA gibt es bereits Seminare unter dem Titel: Gute Vorträge trotz PowerPoint. Auf einer Webseite habe ich gelesen:

Schlechter Einsatz von Powerpoint macht dumm. Guter Einsatz von PowerPoint verbessert den Vortrag.

und jemand anderer meint:

Ein schlechter Vortrag wird durch den Einsatz von PowerPoint oder Video nicht gut. Eine unbedacht gestaltete PowerPoint Präsentation hingegen – mit viel Gezappel, umhersausenden Überschriften und wild gewordenen Animationen – kann einen guten Vortrag ruinieren.

Es ist an uns, den Schülern den zweckmässigen Umgang mit PowerPoint beizubringen.

Dazu gehört einerseits der technische Umgang mit PowerPoint. Diese Woche ist auf meinem Tisch eine Präsentation mit 115(!) Folien gelandet. Trotz der vielen Folien: Es ist eine tolle Präsentation. Aber der Vortragende hätte sich viel Arbeit ersparen können, wenn er mit einer einzigen Masterfolie gearbeitet hätte. Auf allen diesen Folien wurde das Kantonswappen immer wieder auf die einzelnen Folien kopiert.

Viel wichtiger als der Umgang mit dem Programm sind Kenntnisse der Gestaltung und der Präsentationstechnik. Hier muss das Schwergewicht des Unterrichts liegen. Zurzeit herrscht an den Schulen die Ansicht, dass jeder Vortrag noch eine PP-Präsentation beinhalten müsse. Fächerübergreifender Unterricht hin oder her – diese Entwicklung ist nicht das Gelbe vom Ei. Ich bin mit Mathias Pöhm einig, dass ein Vortrag ohne PowerPoint oft eine viel bessere Wirkung erzielt. Die Überlegung eines Schülers für seinen Vortrag PowerPoint wegzulassen, kann also durchaus sehr positiv sein. Das Schlimmste jedoch ist, wenn wir vom Schüler verlangen, verschiedene Hilfsmittel einzusetzen (PP + Hellraumprojektor + Video usw.). Oder vielleicht gibt es noch etwas Schlimmeres: Wir verlangen vom Schüler, dass seine Präsentation mindestens 7 unterschiedliche Animationen enthält. Und in der Bewertung steht dann: Nur 6 statt 7 Animationen eingesetzt – 2 Punkte Abzug! Übrigens: Man könnte auch noch 7 Animationen und 3 verschiedene Hilfsmittel verlangen. Die Präsentationstechnik als Ganzes zu beurteilen, ist natürlich viel schwieriger und vielleicht auch nicht immer ganz objektiv – aber es lohnt sich trotzdem für Schüler und Lehrer. Und dabei könnte durchaus auch einmal ein Abzug vorgenommen werden, weil der Vortragende wegen PowerPoint alles zerstört hat.

Weiter Links zum Thema:

Impress
Passionate
Humbold Universtät zu Berlin

Labels: