5.9.06

Schlüsselqualifikationen

Das Fach IKA vermittelt den Lernenden Fachkenntnisse in den Bereichen Informatik, Kommunikation, Administration. Viele Bildungsverantworliche wie Schulleiter, Informatiker, Fachlehrer usw. interpretieren das Fach so:

Im Fach IKA lernt man den Umgang mit dem Computer.

Die Lehrmittel entsprechen oft einem Word-Anwenderbuch, Excel-Anwenderbuch, Outlook-Anwenderbuch, PowerPoint-Anwenderbuch. Ein Trost: Glücklicherweise gibt es keine Korrespondenz-Anwenderbücher.

In einem Detailprogramm einer Handelsschule ist das Fach IKA so umschrieben:

«Dieses Fach vermittelt den effizienten und korrekten Umgang mit dem Computer, dem wichtigsten Arbeitsgerät an einem Büroarbeitsplatz. Sie lernen mit Word und Excel effizient zu arbeiten und erhalten einen Einblick in ein Buchhaltungsprogramm.»

IKA ist Fachunterricht. Der Umgang mit Programmen bildet einen Teil der Ausbildung. Eine Software effizient bedienen zu können, ist jedoch selbst im Fachunterricht keine Schlüsselqualifikation.

Einen wirkungsvollen Text zu schreiben, Kunden zu gewinnen, Partner zu überzeugen, das sind wichtige Elemente der IKA-Ausbildung. Rot gesetzten Text automatisch in schwarze Farbe umzuwandeln, das ist keine Kunst. Das Zahlenformat in Excel zu verändern auch nicht. Wer ein gewisses fachliches Grundwissen hat, braucht nur noch zu wissen, wie man Hilfe für sein Problem erhält. Einen Text lesegerecht zu verfassen und zu gestalten, das lässt sich in der Hilfe nicht abrufen.

Schlüsselqualifikation ist zu einem Modewort geworden. Trotzdem: Welches sind die Schlüsselqualifikationen im Umgang mit technischen Hilfsmitteln? Was muss vermittelt werden, wenn man heute kaum weiss, was morgen gefordert wird? Welchen Einfluss hat der immer schnellere technische Wandel auf die Ausbildung?

An vielen Schulen sind die Inhalte im Fach IKA falsch gewichtet. Die Verbreitung des «Software-Faktenwissens» bringt kaum Gewinn für die berufliche Existenz. Das Fach IKA müsste die Lernenden dazu qualifizieren, auf künftige technische Anforderungen kompetent zu reagieren.

Zusammengefasst: Kompetenz statt Faktenwissen – eben Schlüsselqualifikationen. Kompetenz veraltet nicht so rasch. Als Informatikbeauftragter einer mittelgrossen Berufsschule habe ich diese Erfahrung längst gemacht.

Ihr
Beat Hinnen

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