14.6.06

Geschichte der Lernprogramme für Tastaturschreiben

Die Idee, Tastaturschreiben an kaufmännischen Berufsschulen in der Schweiz am PC zu unterrichten, stammt aus dem Jahre 1985. Damals entstand ein erstes Lernprogramm an der Kaufmännischen Berufsschule Olten. Es wurde von Herrn Jakob, Rektor der Schule, meines Wissens in Cobol entwickelt. Rektor Jakob war ein Pionier, der damals schon die Entwicklung der Informatik voraussah und uns Fachlehrern die ersten Einführungen in diese neuen Technologien ermöglichte. Ich mag mich gut an eine erste Lektion Tastaturschreiben am Computer von Frau Müri erinnern. Die kaufmännische Berufsschule in Olten war –Irrtum vorbehalten – die erste kaufmännische Berufsschule, welche ein vollständig ausgerüstetes Informatikzimmer besass. Wenn ich mich richtig erinnere, liefen diese PCs damals noch unter CPM.

Die Entwicklung des PCs war zu dieser Zeit nicht abzusehen. Immerhin konnte ich mir vorstellen, auch in Stans künftig Tastaturschreiben am PC statt an der Schreibmaschine zu unterrichten. Auf meinem IBM-PC1 begann ich, ein Programm zu entwickeln, welches kein Lehrbuch mehr benötigte. Eine Leuchttastatur hatte ich damals ins Programm eingebaut. Während eines Jahres unterrichtete ich erfolgreich Verkäuferinnen am PC. In einem Schulzimmer hatten wir etwa 8 IBM-PCs mit DOS 1.1 installiert, mit zwei Diskettenlaufwerken – das war ein Luxus! – aber selbstverständlich ohne Festplatten. Solche konnten von den ersten DOS-Versionen nicht angesprochen werden.

Nachdem der SKV-Verlag erfuhr, dass ich ein Schreibmaschinenprogramm entwickelt hatte, bat er mich in einem Brief am 14.08.1986 für sein Tastaturlehrmittel ein Tastaturlernprogramm zu schreiben. Eigentlich war ich der Meinung, dass man zum Erlernen des Tastaturschreibens am PC gar kein Lehrmittel mehr benötigen würde. Die Herausforderung ein Programm zu einem Buch zu entwickeln, nahm ich jedoch gerne an. Ich mag mich nicht erinnern, dass etwas Ähnliches im deutschen Sprachraum vorhanden war.

In Amerika fand ich ein Programmierwerkzeug, mit der ich einigermassen strukturiert programmieren konnte. Das Programm erzeugte zudem einen schnellen Maschinencode. Privat leisteten sich nur wenige Leute einen PC – man legte einige Tausend Franken auf den Ladentisch. Meine Druckersteuerungen musste ich jeweils in einem Übungsraum in der Migrosklubschule in Luzern testen. Dort standen mehrere verschiedene Drucker.

1988 kam das Programm auf den Markt. Die Schreibmaschinenzimmer wurden rasch durch Computerzimmer ersetzt. Ich war froh, dass das Programm in allen Teilen befriedigte. Es gab kaum Anlagen, an denen das Programm Probleme bereitete. In vielen Kursen wurden die Lehrkräfte an der Berufsschule in Stans in den Tastaturschreibunterricht am PC eingeführt. Es war schon ein seltsames Gefühl, als ich an der Büfa - heute Orbit genannt - auf vielen PCs das Programm laufen sah. Eine Programmbeschreibung im Blick war ausserdem sehr verkaufsfördernd im privaten Bereich.

Die Reaktionen auf dieses Programm waren sehr unterschiedlich. Die meisten Kolleginnen und Kollegen waren begeistert, von einigen wenigen erhielt ich jedoch auch unerfreuliche Kommentare und ich wurde gar als Nestbeschmutzer bezeichnet, weil ich das Fach «Tastaturschreiben» gefährde. Fast alle kaufmännischen Schulen in der Schweiz begannen aber mit dem Programm zu arbeiten. Die Schreibmaschinenzimmer verschwanden.

Der Werner Hofmann Verlag schrieb damals Folgendes:




Einige Jahre später trat die AKAD an mich heran, mit der Bitte, Lehrhefte für Tastaturschreiben und Textverarbeitung/Textgestaltung zu schreiben. Ich passte das Programm an und schrieb für die AKAD 6 Lehrhefte.

Als die ersten CD-Laufwerke in Computer eingebaut werden konnten, interessierte sich die Schweizerische Bankgesellschaft für unser Lehrmittel. Bis dahin wurden Bankangestellte, welche die Tastatur nicht blind bedienen konnten, in bankinternen Kursen geschult. Nun sollte jeder Mitarbeiter individuell an seinem persönlichen PC üben können. Die Bankgesellschaft entwickelte zusammen mit einem für Multimediaprogramme spezialisierten Unternehmen und den Lehrbuchverfassern ein entsprechendes Tastaturlernprogramm. Es wurde in den folgenden Jahren immer wieder weiterentwickelt und ist seit Jahren als netzwerkfähiges Programm weit verbreitet. Immer noch bildet das herkömmliche Lehrmittel – selbstverständlich nach vielen Verbesserungen – einen Bestandteil für die Arbeit mit dem Lernprogramm.

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